Traumatische Erfahrungen : Ein Blick auf Wunden, die nicht verblassen
- Joselaine Andrade
- 23. Nov. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. März
Traumatische Erfahrungen sind wie unsichtbare Narben – sie sind nicht immer sichtbar, aber sie prägen unser Verhalten, unsere Beziehungen und unser Selbstbild. Während ein körperlicher Schnitt irgendwann verheilt, bleibt eine psychische Wunde oft unbemerkt und unbehandelt. Doch was genau macht eine Erfahrung „traumatisch“, und warum können manche Menschen mit solchen Erlebnissen scheinbar gut umgehen, während andere darunter zusammenbrechen?
Wie zeigt sich ein Trauma?
Die Folgen traumatischer Erfahrungen können vielfältig sein. Manche Menschen entwickeln Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), die sich durch Flashbacks, Albträume und übermäßige Wachsamkeit äußert. Andere erleben eher diffuse Ängste, chronische Erschöpfung oder Beziehungsprobleme, weil ihr Körper und Geist immer noch im Überlebensmodus sind.
Typische Anzeichen eines nicht verarbeiteten Traumas sind,
Emotionale Taubheit:
Gefühle werden unterdrückt, weil sie zu schmerzhaft wären.
Überreaktionen:
Starke Angst oder Wut in Situationen, die objektiv harmlos erscheinen.
Selbstzweifel und Schuldgefühle:
Betroffene hinterfragen sich selbst, statt das Erlebte als etwas Äußeres zu sehen.
Probleme mit Nähe und Vertrauen: Beziehungen werden entweder vermieden oder von starken Schwankungen begleitet.
Warum kann man ein Trauma nicht einfach „vergessen“?
Das Gehirn speichert traumatische Erlebnisse anders als normale Erinnerungen. Statt sie geordnet in der Vergangenheit abzulegen, bleibt das Trauma als „offene Datei“ im Nervensystem hängen. Dadurch reagieren Betroffene oft so, als wäre die Bedrohung noch gegenwärtig – auch wenn das Ereignis lange zurückliegt.
„Reiß dich zusammen“ oder „Das ist doch schon so lange her“ sind daher Ratschläge, die das Problem nicht lösen, sondern den Betroffenen eher isolieren. Heilung braucht Zeit, Verständnis und manchmal professionelle Unterstützung.
Was hilft?
Traumatische Erfahrungen zu bewältigen bedeutet nicht, sie zu vergessen – sondern einen Weg zu finden, mit ihnen zu leben.
Folgende Ansätze können helfen,
Sicherheit schaffen:
Ein stabiles Umfeld und sichere Beziehungen sind die Basis für Heilung.
Körperarbeit:
Bewegung, Atemtechniken oder sogar Tanz können helfen, festgehaltene Spannungen zu lösen.
Therapeutische Begleitung:
EMDR, Traumatherapie oder Gesprächstherapie können helfen, die Vergangenheit neu einzuordnen.
Selbstmitgefühl entwickeln:
Sich selbst nicht als „gebrochen“ sehen, sondern als Mensch mit einer Geschichte, die Raum zur Heilung braucht.
Traumata sind keine Schwäche!
Menschen, die Traumata erleben, sind keine „Schwächlinge“. Im Gegenteil – sie haben überlebt, oft unter extremen Bedingungen. Doch Überleben allein reicht nicht. Heilung bedeutet, nicht nur zu funktionieren, sondern wieder leben zu können.
Ein Trauma definiert nicht, wer du bist – aber die Art und Weise, wie du damit umgehst, kann dein Leben neu gestalten.